Die besten Tools für Dungeon Master - Bauen und Managen von Encountern
Encounter sind ein wichtiger Bestandteil von Dungeons and Dragons. Deshalb lohnt es sich, bei der Vorbereitung ein wenig mehr Zeit für die Planung zu investieren. Aber was macht man, wenn die Ideen ausgehen, wenn im Eifer des Gefechts alles zu viel wird oder wenn einem die Berechnung von Erfahrungs- und Lebenspunkten über den Kopf wächst?
Im dritten Teil der Reihe „Die besten Tools für Dungeon Master“ möchte ich euch die besten Tools zum Bauen und Managen von Encountern zeigen, die mir helfen, mich auf das Spiel zu konzentrieren und meinen SpielerInnen das bestmögliche Spielerlebnis zu bieten.
Solltet ihr die anderen Artikel dieser Reihe noch nicht gelesen haben, dann schaut hier vorbei:
- Teil 1 – Organisation und Worldbuilding
- Teil 2 – Erstellen von Karten
- Teil 4 – Erfinden von Nicht-Spieler-Charakteren
Auch an dieser Stelle möchte ich noch erwähnen, dass ich von keinem dieser Dienste gesponsert oder in sonstiger Form unterstützt werde.
Was sind Encounter?
Erst einmal möchte ich mich dieser Frage widmen, da der Begriff „Encounter“ oft mit Kämpfen in Verbindung gebracht wird. Das ist allerdings auch nicht gänzlich unerwartet, da in Dungeons and Dragons das Kämpfen einer der Säulen des Spiels ist. Für viele, mich eingeschlossen, ist das Kämpfen einer der Höhepunkte im Spiel. Einer der Gründe dafür ist, dass die Spieler ihre Charaktere epische und heldenhafte Taten erleben lassen wollen. Und was gibt es Epischeres, als in einer alten verlassenen Zwergenstadt, die von einem roten Drachen besetzt wurde, diesen zu bekämpfen und anschließend seinen Schatz an sich zu nehmen? Aber das ist nicht alles, was ein Rollenspiel wie Dungeons and Dragons ausmacht.
Mindestens genauso wichtig sind soziale Encounter. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein informatives Gespräch mit dem örtlichen Oberhaupt einer Elfenstadt, dem Vertragsabschluss mit einem alten Graumagier und seiner Zwergenschar oder einen Dialog mit dem Bösewicht handelt, dem man gerade seinen größten Schatz vor der Nase wegschnappt. Schließlich treffen wir uns zum Rollenspiel, und dafür ist das Spielen einer Rolle ein wesentlicher Bestandteil. Wie intensiv diese sozialen Encounter sein können, weiß wahrscheinlich jeder, der die vier Episoden von Exandria Unlimite:Calamity gesehen hat. Solltet ihr sie noch nicht gesehen haben, dann wäre nach dem Lesen dieses Artikels ein guter Zeitpunkt, damit anzufangen.
Doch was wäre ein gutes Abenteuer ohne das Erforschen alter Ruinen und das Entdecken legendärer Schätze? Erkundungs-Encounter (engl. Exploration Encounter) umfassen im Grunde alles von Untersuchungen und Erkundungen bis hin zu Problemlösungen. Denkt hierfür zum Beispiel an Filme oder Bücher, in denen Helden uralte Tempel betreten, um sie zu erforschen, nur um dann von fast einem Dutzend Fallen in die Enge getrieben zu werden. Indiana Jones, Nathan Drake (Uncharted) oder Bilbo Beutlin sind hervorragende Beispiele.
Also noch einmal zusammengefasst: Encounter sind alle Formen von Begegnungen oder Komplikationen (kämpferisch, sozial, explorativ), denen die Helden in ihren Abenteuern begegnen können. Das Spielleiterhandbuch gibt übrigens sechs bis acht Encounter innerhalb eines Abenteuertages an. Je nach Schwierigkeitsgrad der Begegnungen können es auch etwas mehr oder etwas weniger sein.
Tools für Kampf-Encounter
Kämpfe gehören meiner Meinung nach zu den schwierigsten Encountern. Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht, weil man den SpielerInnen bspw. eine Handvoll Monster entgegenstellen kann und sie wahrscheinlich mit leuchtenden Augen ins Getümmel stürzen werden, ist gutes Encounterdesign eine Kunst für sich. Der Grund dafür ist oftmals, dass Kämpfe schnell sehr zäh werden können, wenn Initiative, Lebenspunkte, Zauberslots, Effekte und vieles mehr im Auge behalten werden müssen. Aus diesem Grund gibt es einige Tools, die uns als Dungeon Master und als SpielerInnen hier unterstützen können.
Encounters von Dndbeyond, das mittlerweile eine offizielle Seite von Wizards of the Coast ist, möchte ich hier zuerst erwähnen. Der Kampftracker und der Encounter Builder sind zwischenzeitlich in einem Tool vereint, das allen registrierten Nutzern frei zur Verfügung steht. Der Vorteil hierbei ist, dass nach Freischaltung der digitalen Bücher auf Dndbeyond alle darin enthaltenen Monster aufgelistet werden. Mit dem neuen Buch „Monsters of the Multiverse“ braucht man nur noch zwei statt drei Bücher, um fast alle Monster nutzen zu können. Zusätzlich hat die Seite einen eingebauten Würfelgenerator, den alle SpielerInnen in einer Kampagne sehen können.
Kobold Fight Club ist ein weiterer sehr guter Builder. Gemeinsam mit dem bereits implementierten Improved Initiative-Tracker hat diese Seite eigentlich schon alles, was man braucht. Die Tools sind leicht zugänglich, intuitiv und ermöglichen es sogar, eigene Monster zu importieren. Das gute an Kobold Fight Club ist, dass in der Datenbank nicht nur die offiziellen Monster vertreten sind, sondern auch andere Quellen wie z.B. das hervorragende Tome of Beasts.
Donjon ist mit seinem Initiativetracker und seinem Encounter-Zufallsgenerator ebenfalls ein gutes Tool. Man muss jedoch erwähnen, dass der Initiativetracker sehr simpel gehalten ist. Die Rüstungsklasse, Lebenspunkte und Rettungswürfe müssen händisch eingetragen werden, weshalb es sich nur dann lohnt, ihn zu verwenden, wenn vorher schon Encounter abgespeichert wurden. Auf die Schnelle, ist es eher schwierig, einen Encounter zu verwalten. Der Encounter-Zufallsgenerator ist aber definitiv sehr nützlich.
D3 bzw. dnddeutsch besitzt ebenfalls einen Kampfrechner, der einem die angemessene Gegnerzahl sowie die Gegnertabellen aus dem Spielleiterhandbuch und Xanathars Ratgeber für Alles gibt. Netterweise erhält man auch gleich noch einen Tipp zum Herausforderungsgrad (engl. Challenge Rating, CR). Ein sehr cooles Feature ist Kampfrechner: Adapt!, der einem für die Abenteuer „Die Verlorene Mine von Phandelver “, „Der Drache vom Eiswindgipfel“, „Hort der Drachenkönigin“ und „The Wild Beyond the Witchlight“ auf die Gruppenstufe angepasste Encounter ausgibt. Ebenfalls vorteilhaft ist der Zustands-Tracker, der per Mausklick alle Effekte eines Zustands aufzeigt.
Aidedd ist ein Encounter Builder, der zusätzlich noch den dazugehörigen Schatz generiert. Das Design ist schlicht gehalten und sehr intuitiv. Es sind alle Monster von Dungeons and Dragons enthalten; sogar die aus „Monsters of the Multiverse“. Leider fehlt hier der Initiative- und Lebenspunkte-Tracker.
Tools für soziale Encounter
Obwohl ich ein großer Fan von taktischen Kämpfen, mächtigen Schurken und dem Nervenkitzel neuer Entdeckungen bin, komme ich nicht umhin, soziale Encounter als das zu sehen, was sie sind. Das Lebenselixier von Rollenspielen. Schließlich sind es nicht die Fähigkeiten eines Schurken, die ihn zum Oberschurken einer Kampagne machen, sondern ist es die Interaktion mit ihm. Ihr werdet das vielleicht nicht sofort glauben, wenn ihr diese Zeilen lest, aber lasst mich das kurz erläutern.
Stellt euch vor, ihr spielt in einer Kampagne und erreicht schließlich das Schloss eines mächtigen Vampirs. Dieser führt einen kurzen Monolog, woraufhin ihr gegeneinander kämpft, bis einer von euch als Sieger hervorgeht. Sicher, der Kampf war anstrengend und ihr fühlt euch wie der stärkste Held im Multiversum. Aber besonders wird dieser Kampf erst, wenn ihr über Wochen und Monate hinweg immer wieder diesem mächtigen Vampir begegnet, er sich euch als Strahd von Zarovich vorstellt und ihr in dieser Zeit immer und immer wieder mit ihm konfrontiert werdet. Nicht im Kampf, sondern im Gespräch. Ihr baut eine emotionale Bindung (positiv oder negativ) zu dieser Kreatur auf und genau das ist es, was gute soziale Encounter ausmacht. Dass sie während des Spiels Emotionen in uns auslösen können.
Jetzt kommt leider eine schlechte Nachricht. Gute soziale Encounter werden nicht mit einem Werkzeug erstellt, sondern vom Dungeon Master und den SpielerInnen am Spieltisch zum Leben erweckt. Auch wenn das ein wenig ernüchternd sein mag, möchte ich euch ein paar Werkzeuge an die Hand geben, mit denen ihr schnell eine interessante Begegnung erstellen könnt, die nicht nur einen leeren Nicht-Spieler-Charakter (NSC) bietet, sondern auch eine packende Geschichte dazu.
DMHeroes ist nicht nur ein NSC-Generator mit Merkmalen und Eigenschaften, sondern erzeugt euch gleichzeitig einen kleinen Aufhänger bzw. plothook. Ein bis zwei Sätze, die die Vorstellungskraft anregen und aus einem eventuell improvisierten Charakter einen kampagnenrelevanten machen. Besonders charmant finde ich den kleinen Charakterslogan, den DMHeroes unter dem Namen in kursiver Schrift ergänzt. Dies kann wunderbar dafür genutzt werden, dem NSC noch etwas mehr Leben einzuhauchen.
Here Be Taverns erzeugt auf einen Klick neun Plotthaken mit den jeweiligen Personen, die diesen auslösen kann. Wenn man auf die Details klickt, erhält man weitere Charaktereigenschaften der Person. Das Gute an diesem Tool ist, finde ich, dass die Plots nicht komplett ausgeschöpft sind, sondern wirklich etwas Neues bieten. Insgesamt empfinde ich Here Be Taverns als eine super Unterstützung, für den Fall, dass die SpielerInnen etwas Unvorhergesehenes machen und man auf die Schnelle mit keiner 08/15-Geschichte um die Ecke kommen möchte.
Myth Weavers ist ebenfalls ein NSC-Generator mit einem kleinen Twist. Lasst euch nicht davon abschrecken, dass er eigentlich auf das Regelwerk der 3.5 Edition ausgelegt ist, denn der überwiegende Teil kann getrost ignoriert werden. Wichtig ist, dass man das kleine Häkchen bei „Show NPC Motivation“ setzt. Dadurch werden sowohl zwei Charaktermotivationen erzeugt als auch ein Vorkommnis, das dem Charakter vor kurzem zugestoßen ist. Die Motivationen sind einzeln betrachtet nicht wahnsinnig stark, aber man erhält in der Kombination einen interessanten Gesprächspartner.
Auch D3 hat hier ein sehr hilfreiches Tool. Und zwar den Zufallsgenerator für eigentlich alles. Vom Abendessen in einem Hexenhaus, über magische Krankheiten, bis hin zu NSCs und Handlungen. Vor allem die letzten beiden sind hier das, worauf wir achten sollten, wenn wir Ideen für einen sozialen Encounter benötigen. Ein einfach zugängliches und übersichtlich gehaltenes Tool, was einem alles gibt, um einem Gespräch ein gewisses Extra zu verleihen.
Tools für explorative Encounter
Das Entdecken von alten Ruinen, Schätzen, Geheimnissen und gegebenenfalls Fallen ist immer ein Höhepunkt in Dungeons and Dragons. Der Nervenkitzel in unbekanntes Gewässer vorzudringen, hat die Menschen schon immer begeistert, und das ist in einem Rollenspiel nicht anders. Das Spielleiterhandbuch und Xanathars Ratgeber für Alles geben einen sehr guten Leitfaden dafür, wie man diese Explorationen interessant gestalten kann. Allerdings nicht genug, um wirklich auf Ideen zu kommen. Tashas Kessel mit Allem ist hier schon deutlich besser. Das Buch bietet nicht nur einige interessante Rätsel, sondern auch übernatürliche Regionen, magische Phänomene und natürliche Gefahren wie Lavinen. Aber welche anderen Tools können helfen, um bei explorativen Encountern die SpielerInnen mitzureißen?
Der Schatzkarten-Generator von Donjon ist ein echter Hingucker. Ja, vermutlich könnt ihr es nicht mehr lesen, aber Donjon ist einfach ein wahrer Drachenhort an nützlichen Tools, die einem Spielleiter das Leben etwas einfacher machen. Das Schöne an den Schatzkarten ist, dass sie sehr passabel aussehen und man sie ohne große Nachbearbeitung den SpielerInnen vorlegen kann. Sie sind kryptisch genug, um Freiraum für Interpretationen zu lassen, generieren aber auch coole Namen, wie z.B. der Baum der Flammen. Meiner Erfahrung nach führt es dazu, dass die SpielerInnen beginnen zu diskutieren und interpretieren, was dem Spielleiter wiederum etwas Raum gibt, um sich Einzelheiten auszudenken oder noch besser, die Ideen der SpielerInnen aufzugreifen und in ein neues Abenteuer umzusetzen.
Slyflourish‘s Fallengenerator ist ein wunderbares Tool, um interessante und beeindruckende Fallen in der Welt einzubauen. Einfach einen 1W100 würfeln und die Falle um die nächste Ecke im Dungeon platzieren. Sollte diese nicht passen, einfach eine passende auswählen. Das, was mir hier besonders gut gefällt, ist, dass die Fallen nur beschrieben werden und keinen Schaden oder andere Werte vorgeben. So können die langweiligen Giftpfeile durch ein ätherisches Katapult ersetzt werden, das Blitze verschießt.
Als letztes möchte ich euch Janko vorstellen. Eine Seite mit einer schier unendlichen Menge an Rätseln aller Art. Verlinkt sind Rätselgedichte, -reime und -verse, da ich diese am liebsten verwende. Wenn ihr andere Rätsel vorzieht, werdet ihr hier sicherlich auch fündig. An dieser Stelle möchte ich jedoch auch ausdrücklich warnen.
Versucht nicht, wichtige Hinweise, geschichtsrelevante Informationen oder notwendige Wege hinter Rätseln zu verstecken, wenn ihr darauf bestehen möchtet, dass es nur die eine richtige Antwort gibt. Wenn das Weiterkommen durch ein Rätsel versperrt ist, egal wie simpel es euch als Spielleiter auch vorkommen mag, und die SpielerInnen es nicht lösen können, kann dies zu Frust und einer unzufriedenstellenden Spielesession führen. Optionale Räume, besondere Schatztruhen und andere Dinge, die nicht unbedingt notwendig sind, können allerdings hinter einer solchen „Schranke“ platziert werden, da die SpielerInnen jederzeit die Möglichkeit hätten, aufzuhören oder zu einem späteren Zeitpunkt wiederzukommen, wenn sie die Lösung herausgefunden haben.
Fazit
Ihr seht vielleicht – das Erstellen von Encountern ist eine Kunst für sich und ihr werdet euch im Laufe der Zeit immer weiter verbessern. Sie sind das Fundament von Dungeons and Dragons sowie vieler weiterer Rollenspiele. Das wichtigste ist, dass ihr und eure SpielerInnen Spaß habt, denn dafür trifft man sich schließlich.
In diesem Artikel habe ich euch einige der für mich besten Tools zum Erstellen und Managen von Encountern zusammengefasst. Erstellt eure eigenen Encounter und erlebt einen wundervollen Abend mit geheimnisvollen Relikten, gefährlichen Fallen, lustigen Charakteren und spannenden Kämpfen!